Lübeck braucht Strategie gegen den Fachkräftemangel
Kein Termin beim Arzt, das Lieblingsrestaurant öffnet nur noch wenige Tage in der Woche, der Handwerksbetrieb nimmt keine neuen Kunden mehr an, die Kita macht am Freitag früher dicht: Der Fachkräftemangel ist mit voller Wucht in Lübeck angekommen. An einer Diskussionsveranstaltung bei der Industrie- und Handelskammer zu Lübeck hat für die Lübecker FDP Thorsten Fürter teilgenommen. Der Spitzenkandidat seiner Partei für die Bürgerschaftswahl fordert eine kommunale Strategie gegen den Fachkräftemangel:
“Die Bürgerschaft kümmert sich viel zu wenig um den Fachkräftemangel. Dabei ist dieser schon lange kein alleiniges Problem der Wirtschaft mehr, sondern wir alle sehen, wie das tägliche Leben immer stärker beeinträchtigt wird. Neben Reformen auf Bundesebene ist auch die Stadt Lübeck gefordert, eine eigene Strategie gegen den Fachkräftemangel zu entwickeln.
Dazu müssen wir das brennende Problem der Wohnungsknappheit angehen. Ein potentieller Arbeitnehmer, der in Lübeck keine Wohnung findet, wird in eine andere Stadt gehen. Den Luxus, Wohngebiete abzulehnen, können wir uns nicht mehr leisten. Wir brauchen aber auch ungewöhnliche Ideen, die schnelle Linderung versprechen. Jetzt wäre zum Beispiel die Zeit, Siedlungen mit schnell zu errichtenden Tiny-Houses zu entwickeln oder temporäre Wohnmöglichkeiten auf dem Wasser zu schaffen.
Die Stadt muss aber auch viel mehr um Fachkräfte werben. Auf der städtischen Webseite wird prominent für das Arbeiten bei der Stadt geworben. Allerdings hilft es den Unternehmen überhaupt nicht, wenn auf einem insgesamt knappen Arbeitsmarkt ausgerechnet die Stadt als Arbeitgeberin den größten Kuchen für sich herausschneidet. Die Stadt sollte vielmehr insgesamt für Leben und Arbeiten in Lübeck werben. Dazu gehört auch, dass sich die Ausländerbehörde mit zielgerichteter Ansprache (zB in Sprachen möglicher Zuwanderer), gutem Service und schnellsten Verfahren einen herausragenden Ruf erwirbt. Nicht die ungeregelte Zuwanderung hilft dem städtischen Arbeitsmarkt, sondern die gezielte Anwerbung von Fachkräften.
Auch die KWL sollte eine stärkere Rolle übernehmen. Zwar wurde im Jahr 2017 ein zukunftsDIALOG Wirtschaft eingerichtet, der sich um das Thema bemühen wollte. Passiert ist allerdings zu wenig. Die Ressourcen der KWL werden heute regelmäßig beansprucht, wenn der Bürgermeister soziale Projekte umsetzen möchte, wie zum Beispiel den Bau einer Drogenbegegnungsstätte oder einer Obdachlosenunterkunft. Eine Rückbesinnung auf den ursprünglichen Zweck der KWL ist nötig: Die Lübecker Wirtschaft zu stärken.”