Klientelpolitik als kulturpolitische Agenda
In den jüngsten Sitzungen des Ausschusses für Kultur und Denkmalpflege und des Hauptausschusses wurde durch die Stimmen von SPD und CDU eine Chance zur Diskussion über die Neugestaltung und Nutzung des exponierten Grundstücks Wallstraße 3 – 5 in unmittelbarer Nähe des Holstentors verpasst. Dies widerspricht nach Meinung der FDP-Fraktion allen Erwartungen an einen verantwortungsvollen Beteiligungsprozess.
„Kein Verständnis haben die Freien Demokraten dafür, dass dieses „Schaufenster“ ohne einen Wettbewerb an die derzeitigen Nutzer von Defacto Art im Rahmen eines Erbbaurechts für vierzig Jahre vergeben werden soll“, erklärt Ulf Hansen, kulturpolitischer Sprecher der FDP-Fraktion Lübeck. „Nach Ansicht der Liberalen handelt es sich hier um die Privilegierung einer einzelnen Initiative in einer von einer reichen Kulturszene geprägten Stadt. Ohne die Definition von Qualitätskriterien, Meilensteinen und Aussagen zur Zukunftsfähigkeit sollen in der kommenden Sitzung der Bürgerschaft Fakten geschaffen werden. Es verwundert uns umso mehr, dass ihrem Wunsch nach Präsentation u. a. eines tragfähigen Finanzierungskonzepts nicht Rechnung getragen worden ist.
Die Mehrheit aus SPD und CDU hat im Ausschuss eine wichtige Chance verpasst, Lübeck auch jenseits der bekannten ‚Highlights‘ als Kulturstandort attraktiver zu machen. Die Einbindung weiterer Akteure vor Ort hätte die Chance geboten, den Kultur- und Tourismusstandort weiter zu stärken“, so Hansen weiter.
„Die exponierte Lage vor der eindrucksvollen Kulisse der Altstadt bietet sich geradezu an, in einer Verzahnung von Stadtentwicklung, Kulturförderung und Kreativraumplanung einen „Kulturcampus“ zu denken. So könnten zeitgenössische Kunst und Weltkulturerbe als Grundpfeiler unserer kulturellen Identität zusammengeführt werden.
Kulturpolitik muss die kulturpolitische Entwicklung der gesamten Stadt im Blick haben und dabei Verbindungen knüpfen. Die Chance, die unterschiedlichen Kulturbereiche stärker in Kontakt zu bringen wurde durch SPD und CDU vertan“, so Hansen.