FairWertung -"Nachhaltigkeit" der besonderen Art
„Im Rahmen der Serie „Nachhaltig leben“ durfte der Geschäftsführer von FairWertung in den LN kostenlos für das weitere Spenden von noch tragbarer Kleidung werben. Dass der Gewinn aus deren Verkäufen (überwiegend nach Afrika) für Wohltätigkeiten im wohlhabenden Deutschland und nicht auf dem afrikanischen Kontinent verteilt wird, das sagte er nicht“, erklärt Frau Dr. Michaela Blunk, FDP-Mitglied im Werkausschuss der Entsorgungsbetriebe Lübeck.
„Wir erfahren auch Nichts über den Anteil des verteilten Gewinnes an dem über Jahrzehnte unfassbar hohen Verkaufserlös der Sammler.
Unter FairWertung vereinigten sich 1994 gemeinnützige Altkleidersammler, als erste Berichte über die Folgen der Altkleiderexporte nach Afrika bekannt wurden. Nach meinem Bericht über meine Abgeordnetenreise durch Kenia 1993 finanzierte das damalige Entwicklungshilfeministerium einen Film über die Folgen der Altkleiderexporte („Kleider machen Beute“). Die Reaktionen vieler Sammler waren extrem aggressiv.
Die Strukturen für eine Kette vom Baumwollanbau bis zum textilen Endprodukt, das zum Teil auch nach Europa und in die USA exportiert worden war, war bereits 1994 zerstört. Dafür waren die Altkleiderspenden aus Europa und den USA verantwortlich. Die chinesische Billigware kam erst später auf den afrikanischen Markt. Diese Strukturen waren mit deutscher Entwicklungshilfe (Beratung und Geld) aufgebaut worden. Auf ihrer Internetseite berichtet FairWertung zufrieden davon, dass sich afrikanische Schneider darauf spezialisiert haben, die Altkleider umzuschneidern oder zu reparieren. Das eingestellte „Beweisfoto“ zeigt einen alles andere als zufriedenen Mann an einer musealen Nähmaschine, der von europäischen Oberhemden geradezu erdrückt wird.
Angesichts der zahlreichen Beteiligten bis zum Verkauf tief im afrikanischen Inland ist die Garantie von FairWertung für einen fairen und ökologischen Umgang mit den Altkleidern mehr als mutig. Es bleibt auch unkenntlich, dass es sich bei den „Großhändlern aus Afrika“ um knallharte Geschäftsleute mit weit überwiegend arabischem, indischem u.ä. Hintergrund handelt. Die Endpreise auf den afrikanischen Märkten können sich arme Menschen nicht leisten.
Es kann niemanden verwundern, dass FairWertung nach „eigenen Recherchen“ zu Ergebnissen kommt, die das Geschäftsmodell seiner Mitglieder nachhaltig erscheinen lassen. Anders, als von FairWertung behauptet, gibt es aber zahlreiche investigative Dokumentationen, die ebenfalls die negativen Folgen der Altkleiderspenden belegen. Dass einige afrikanische Staaten die Einfuhr von Altkleidern inzwischen untersagen, spricht ebenfalls eine eindeutige Sprache.
Im Sinne der spendenden Menschen wäre es, die Altkleider entweder zum Selbstkostenpreis an gemeinnützige Organisationen in Afrika zu geben, oder mit den Gewinnen Wohltätigkeiten in Afrika zu finanzieren. Das wäre fair und nachhaltig“, so Frau Dr. Blunk abschließend.