Der Hafenentwicklungsplan 2030 muss vor dem Hintergrund der Folgen der Corona-Pandemie zwingend fortgeschrieben werden
Viele Daten, Fakten, Analysen, Trends und Empfehlungen wurden in dem 725 Seiten starken Hafenentwicklungsplan 2030 zusammengetragen. Der bislang gültige HEP aus dem 1996 war zuletzt nur noch bedingt geeignet, Zukunftsaussagen und Orientierungen zur Hafenentwicklung zu geben. Die Neuauflage fokussiert auf einen Zeitraum von 10 Jahren. Sie war lange erwartet worden, auch von der FDP. „Wir freuen uns sehr, dass diese umfassende Planungsgrundlage nun endlich vorliegt“, stellt der bau- und verkehrspolitische Sprecher der FDP-Bürgerschaftsfraktion, Thomas Markus Leber, fest.
Eine Kernaufgabe des neuen Hafenentwicklungsplanes 2030 ist es, Entwicklungspotentiale für die unterschiedlichen Hafenareale entlang der Untertrave – von den Stadthäfen über die Mittelhäfen bis hin zum Skandinavienkai – zu beschreiben. Der HEP zielt darauf ab die Bedeutung des Hafens im Ostseeraum zu festigen, die Attraktivität als Arbeitgeber zu steigern, die Erreichbarkeit zu verbessern und den PORT OF LÜBECK als neue Dachmarke zu etablieren. Darüber hinaus soll der HEP dazu beitragen die Flächenproduktivität zu erhöhen, Ressourcen zu schützen und Emissionen zu reduzieren.
Der HEP bildet dabei aber lediglich die fachliche Grundlage für konkrete Maßnahmenplanungen und Projekte. Kein einziges Projekt, keine einzige Maßnahme wird mit der Freigabe des HEP unmittelbar beschlossen. Eine Diskussion darüber wird in den Gremien erst zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen.
Für die Hansestadt stellt der Hafen einen wichtigen Wirtschafts- und Standortfaktor dar. Etwa 10.000 Beschäftigungsverhältnisse in der Region sind vom Hafen abhängig.
Um die fachliche Basis für den neuen HEP zu schaffen, wurden insgesamt sieben Grundlagengutachten erstellt, in deren Rahmen u.a. eine Plausibilitätsprüfung der Seeverkehrsprognose mit Szenarien für unterschiedliche Wachstumszahlen des Lübecker Hafens durchgeführt, Aussagen zur zukünftigen Größenentwicklung der Transportträger (Schiff, Zug, LKW) getroffen und die Position des Hafens im internationalen Wettbewerb betrachtet wurden. Ergänzt wurde er mit gutachtlich modellierten Abschätzungen der Entwicklung von Luftschadstoff- und Lärmemissionen sowie Einschätzungen zu den Wirkungen der prognostizierten Hafenentwicklung auf Naturschutzgebiete und geschützte Arten.
Der Hafenentwicklungsplan HEP liefert fachliche Voraussetzungen für Entscheidungen von Politik und privaten Investoren sowie für das sich anschließende Verwaltungshandeln. Den Kunden des Hafens werden Rahmenbedingungen und Entwicklungspotenziale aufgezeigt, um die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu sichern und auszubauen. Diese sind insbesondere vor dem Hintergrund der Herausforderungen wichtig, die sich aus der Festen Fehmarnbeltquerung ergeben. Erstmals wird eine nachhaltige Hafenplanung möglich. Aufgezeigt werden Möglichkeiten der Energie- und Flächeneinsparung, der alternativen Energieversorgung, des Klima- und Lärmschutzes, der Luftreinhaltung, des Bodenschutzes und der Naturverträglichkeit sowie der seewärtigen wie landseitigen Erreichbarkeit.
Die Corona-Pandemie konnten die Autoren des HEP 2030 indes nicht vorhersehen. „In der Folge muss der Hafenentwicklungsplan zwingend angepasst und fortgeschrieben werden“, führt Thomas-Markus Leber aus. Die aktuellen Entwicklungen lassen erwarten, dass viele Aussagen, Prognosen und Erwartungen überarbeitet werden müssen. Diese Fortschreibung muss zeitnah und kontinuierlich erfolgen.c
„Es ist davon auszugehen, dass Corona tiefgreifende Auswirkungen auf die Weltwirtschaft, auf Produktions- und Logistikketten und damit auch auf das Wirtschaftsleben im Ostseeraum haben wird. Die Digitalisierung wird schneller als bislang erwartet fortschreiten. Einige Partner werden möglicherweise auch Opfer der Krise. Viele Veränderungen werden neu zu bewerten sein. All dies muss bei der Hafenentwicklung berücksichtigt werden, um den Hafenstandort Lübeck und mit ihm die vielen Arbeitsplätze auch zukünftig zu sichern. Wir müssen bis auf Weiteres „auf Sicht fahren“, um auf Veränderungen flexibel reagieren zu können. Eine kontinuierliche Fortschreibung des Hafenentwicklungsplanes ist dabei zwingend und erfordert Ressourcen, die im Haushalt 2021 berücksichtigt werden müssen. Die kontinuierliche strategische Hafenplanung ist eine infrastrukturelle, stadtentwicklungs- und wirtschaftspolitische Aufgabe, die auch organisatorische Anpassungen erfordert“, so Thomas-Markus Leber abschließend.